Allgemeines zur Silbermannorgel

Nach dem Bau seiner größten Orgel in St. Blasien (untergegangen 1944 in St. Stephan in Karlsruhe) lieferte Johann Andreas Silbermann 1776 die 13 Register umfassende, konsequent ohne Zungenstimmen geplante Orgel nach Meißenheim. Der Meister plante hier also – ähnlich wie sein Onkel Gottfried Silbermann in Sachsen – eine reine Gemeindebegleitorgel. 1962/64 Restaurierung und Erweiterung mit einem Positiv. Als späte Schöpfung ihres Erbauers verdient die Orgel weit über den Oberrhein hinaus Interesse. Sie ist in Baden die einzige ehemals einmanualige Orgel, die aus der Straßburger Silbermannwerkstatt auf unsere Zeit gekommen ist. (Bernd Sulzmann)
Immer wieder besuchen Fachleute unsere Kirche und die Orgel und es gibt nicht wenige Stimmen, die behaupten, die Meißenheimer Orgel sei eine unter den 100 bedeutendsten Orgeln der Welt.

Nach Accord vom 27. Februar 1772 wurde Silbermann am 21. Mai 1776 für seine vollendete Orgel mit 1800 fl. und 18fl. „drinck geld“ entlohnt. Weiter entnimmt man der Rechnung von 1776:
„Ist vor 15 1/2 Tag von H. Silbermann und 22 Tag von desen 2 gesellen, ersterer täglich a 7 ß. letzterer tägl. a 5 ß. vor die Kost, wie auch vor 15 1/2 Maß alter wein a 10 x. und 55 Maß neuer Wein a 8 xr. nebst zwey leber Esen bey ankunft und abgang des H. Silbermann nebst bey sich gehabten guten an Verwanten gekost 19fl. 9 ß. 4 Pf. zu samen in allem. Zu vor stehender Suma mit einschluß 1 fl. 3 ß. 9 Pf. fuhrlon die orgel auf die Brisch aufs waßer zu führen, samenhaft an H. Christian baumann den hechten wirt bezalt worden 63 fl. 9 ß. 9 Pf.“

1787 wechselte Joh. Conrad Sauer den „Prestant 4′ von Holtz“ im Pedal gegen einen „Trombeten Baß mit 25 Pfeifen von Englischen Zinn“ zu 105 fl. 5 ß. aus.
August Merklin war der freistehende Spieltisch, das II. Manual auf Kegelladen und zum Teil die Dezimierung des Originalpfeifenkontingentes zuzuschreiben. Das heutige Positiv stammt von Mühleisen.

Orgel Silbermann Front mit Brüstung

Silbermannorgel Prospekt

Orgel Frontansicht

Silbermannorgel Frontansicht

Geschichte:
1772/6 Neubau durch Johann Andreas Silbermann
1787 Trompetbaß 8′ durch Conrad Sauer
1790 und 1801 Reparaturen durch Conrad Sauer
1818 Reaparatur durch Blasius Schaxel
1826 bis 1847 Jahrespflege durch Blasius und Josef Schaxel
1894 Umbau durch August Merklin
1922 Reparatur durch August Merklin
1928 und Folgejahre Pflege durch H. Voit & Söhne
1962/4 Restaurierungserweiterung durch Ernest Mühleisen
Zuzeit wird die Orgel durch die Firma Orgelbau Vier, Oberweier gewartet.

Disposition (seit 1964)
Hauptwerk: C-c“
Montre – 8′
Prestant – 4′
Cornet c‘ – 5f
Flutte – 4′
Bourdon – 8′
Nazard – 3′
Doublette – 2′
Tierce – 1 3/5′
Fourniture 3f – 2′
Cimbale 2f – 1/2′
Trompette – 8′
Positiv: C-c“‘
Bourdon – 8′
Prestant – 4′
Nazard – 3′
Doublette – 2′
Tierce – 1 3/5′
Fourniture 3f
Cromorne – 8′
Pedal: C-c‘
Subbaß – 16′
Octavbaß – 8′
Trompetbaß – 8′
Tremblant fort
Tremblant doux
3 Normalkoppeln

Quellen:
Pfarrakte 61/1, Gemeinderechnungen ab 1776
M. Hesselbacher: Die Silbermann-Orgel in Meißenheim, in Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 3/1966.

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